Korruption, Menschenrechtsverletzungen, Ausbeutung von Arbeitern, Ressourcenverschwendung…. Das sind nur ein paar Gründe, warum für uns feststeht, dass wir kein Spiel der WM in Katar im Légère übertragen werden. Mittlerweile sollte jeder mitbekommen haben, was gegen die WM in Katar spricht. Wir wollen die wichtigsten Punkte aber nochmal zusammenfassen.
Beginnen wir mit der Vergabe der WM an Katar durch die FIFA. Im Normalfall entscheiden die 24 Mitglieder des Exekutivkomitees über die Vergabe der WM. Letztlich waren es nur 22, weil die Delegierten aus Nigeria und Tahiti schon im Vorfeld beim versuchten Stimmenverkauf erwischt worden waren. Am Ende konnte sich Katar mit 14:8 Stimmen gegen die USA durchsetzen. Doch schon 5 Jahre nach der Wahl wurden 11 der 22 Delegierten gesperrt und es wurden auch strafrechtliche Ermittlungen in Gang gesetzt. Der Grund: Korruptionsvorwürfe. [Q1] Doch für die FIFA stellte das kein Problem dar. Wir, als Légère, lassen das mal so stehen.
Dass Katar als Austragungsort einer WM vollkommen ungeeignet ist, hat viele Gründe. Nicht nur, dass die WM aufgrund der Temperaturen von über 40°C im Sommer auf den Winter gelegt werden musste (wenn es noch immer 30°C hat) [Q2], sondern auch, weil Katar mit Fußball so gut wie nichts am Hut hatte. So fehlten neben der nötigen Infrastruktur auch die Stadien. Daher wurden sechs neue Stadien explizit für die WM gebaut und zwei weitere renoviert – natürlich mit Klimaanlagen und allem was dazu gehört. So wird beispielsweise das neue Ras-Abu-Aboud-Stadion direkt nach der WM abgerissen werden. [Q3] Unabhängig von der Nachhaltigkeit müssen wir aber natürlich auch über die Arbeitsverhältnisse auf den Baustellen sprechen.
Auf den Baustellen der Stadien, Straßen, Hotels und weiterer Infrastruktur für die WM haben zu Hochzeiten 800.000 sogenannte Gastarbeiter (wir können in diesem Fall eher von modernen Sklaven sprechen) gearbeitet. Laut Amnesty International sind alleine in den Jahren 2010 (Vergabe der WM an Katar) bis 2020 mehr als 15.000 Gastarbeiter ums Leben gekommen. Da die meisten Menschen aufgrund von Herz-Kreislauf-Versagen durch die Hitze auf den Baustellen gestorben sind, werden sie als „nicht arbeitsbezogen“ kategorisiert. Daher hat FIFA-Präsident Gianni Infantino auch nur drei offiziell bei Arbeitsunfällen auf WM-Baustellen in Katar getöteten Menschen bestätigt. [Q4]
Soweit zu den Themen, die akut die WM betreffen. Es gibt aber noch viele weitere Themen, die gegen eine WM in Katar sprechen. Angefangen mit der Meinungs- und Pressefreiheit. Amnesty International hat Fälle dokumentiert, in denen katarische Staatsangehörige willkürlich inhaftiert wurden, weil sie die Regierung kritisiert hatten, und dann in unfairen Gerichtsverfahren basierend auf erzwungenen „Geständnissen“ verurteilt wurden. In Katar gibt es nur sehr wenige unabhängige oder kritische Medien. So schränken die Behörden die Pressefreiheit für Sender ein, indem sie ihnen nicht erlauben, an bestimmten Orten wie zum Beispiel in Regierungsgebäuden, Krankenhäusern, Universitäten, Unterkünften von Gastarbeitern oder Privatwohnungen zu filmen. Gastarbeitern wird außerdem verboten, Gewerkschaften zu gründen oder ihnen beizutreten. Auch das Recht auf Versammlungsfreiheit wird mit Füßen getreten. So wurden beispielsweise im August 2022 hunderte Gastarbeiter von den Behörden festgenommen und abgeschoben, nachdem sie in Doha auf die Straße gegangen sind, um dagegen zu protestieren, dass ihr Unternehmen ihnen wiederholt den Lohn vorenthalten hat. [Q5]
Frauen werden in Katar per Gesetz und in der Praxis diskriminiert. Unter dem Vormundschaftssystem brauchen Frauen die Erlaubnis ihres männlichen Vormunds, um zu heiraten, im Ausland mit einem staatlichen Stipendium zu studieren, im öffentlichen Dienst zu arbeiten oder ins Ausland zu reisen (wenn die Frau jünger als 25 Jahre ist). Auch Besuche bei Frauenärzten zählen dazu.
Auch Mitglieder der LGBTQI+-Community werden durch die katarische Gesetzgebung diskriminiert. So stehen beispielsweise gleichgeschlechtliche, einvernehmliche sexuelle Handlungen unter Strafe. Im Oktober 2022 wurden festgenommenen trans Frauen gezwungen, sich einer Konversionstherapie zu unterziehen. [Q6]
Diese und noch andere bisher nicht genannten Gründe (die den Rahmen dieser Stellungnahme sprengen würden) zwingen uns, die WM in Katar zu boykottieren, indem wir sie im Légère nicht zeigen.
Fußball lebt durch seine Vereine, seine Mitglieder, seine Jugendarbeit. Diese Idee wurde hier durch die ach so “gemeinnützige” FIFA verkauft. [Q7]
Als Fans des SC Freiburg freuen wir uns natürlich für Ginter und Günter, dass sie es in den WM Kader der Nationalmannschaft geschafft haben. Für beide ist es aus sportlicher Sicht herausragend, aber für uns kein Grund, die WM zu unterstützen.
Um es mit den Worten von Christian Streich zu sagen: „Das Problem im Fußball ist, dass die Leute, die im Fußball die Macht haben, nicht den Fußball lieben, sondern andere Dinge.“ [Q8]
Winterspiele in einer Wüste sind übrigens auch keine gute Idee. 😉
Quellen:
[Q1] https://www.merkur.de/politik/wm-2022-katar-vergabe-korruption-fifa-exko-mohamed-bin-hammam-beckenbauer-rettig-zr-91801410.html
[Q2] https://www.wetterkontor.de/de/klima/klima2.asp?land=qa&stat=41170
[Q3] http://stadiumdb.com/designs/qat/ras_abu_aboud_stadium
[Q4] https://www.deutschlandfunk.de/katar-wm-gastarbeiter-tote-100.html
[Q5] https://www.amnesty.de/informieren/aktuell/katar-sechs-dinge-ueber-das-gastgeberland-der-fussball-wm-2022
[Q6] https://www.rheinpfalz.de/sport/fussball_artikel,-misshandlung-queerer-menschen-katar-weist-kritik-zur%C3%BCck-_arid,5421893.html
[Q7] https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-06/fifa-bilanz-gewinn
[Q8] https://www.swr.de/sport/fussball/nationalmannschaft/artikel-wm-katar-stimmen-bundesliga-100.html